+++ Schülerfragen zur Kommunalwahl Teil 3 +++

Heute folgt der dritte Teil der Fragen und Antworten, die mir Schüler anlässlich der Kommunalwahl gestellt haben.

Thema: Kultur und Daseinsvorsorge

FRAGE:

Was kann der Landkreis, Ihrer Meinung nach, tun, um dem Ärzte- und Lehrermangel entgegenzuwirken bzw. dessen Folgen auszugleichen?

ANTWORT:

Der Ärztemangel betrifft fast ausschließlich den ländlichen Raum. Allerdings handelt es sich um ein Problem, das mehr auf Landes- als auf kommunaler Ebene einzuordnen ist. Wir sehen eine Lösung in einem Stipendien- bzw. Förderprogramm für Medizinstudenten ab dem klinischen Semester. Während des Studiums sollen die Studenten Anspruch eine finanzielle Förderung zur Beschaffung von Lehrmaterialien und evtl. einen Wohnkostenzuschuss erhalten. Die Studenten verpflichten sich im Gegenzug mit erfolgreicher Beendigung ihres Studiums für einen Zeitraum von mindestens 10 oder 15 Jahren als Arzt im ländlichen Raum oder in kleineren Kreiskrankenhäusern tätig zu werden.
Das Land bekäme ein Mitspracherecht über den Einsatzort, ähnlich wie es bei der Offizierslaufbahn im medizinischen Dienst der Bundeswehr der Fall ist. Denkbar ist nach dem Studium auch eine Unterstützung zur Findung und Errichtung einer Praxis im jeweils ausgewählten Einsatzort.

Der Lehrermangel stellt, unserer Ansicht nach, ein noch weitaus größeres Problem dar. Zunächst bedarf es einer Neuausrichtung der Studieninhalte. Hierbei sollten der Pädagogik und Didaktik ein größeres Gewicht zufallen als es derzeit der Fall ist, damit Lehrer mit Abschluss Ihres Referendariats auch vollumfänglich die Fähigkeit besitzen, ihr Wissen zu vermitteln. Zum anderen bedarf es einer grundlegenden Debatte über den Beruf des Lehrers an sich. Der Stellenwert und das Ansehen des Lehrers müssen wieder steigen, das ließe sich unter anderem auch mit einer verbesserten und angemessenen Bezahlung der Lehrkräfte erreichen. Wir brauchen motivierte Lehrer in einem Arbeitsumfeld, dass grade Berufseinsteiger nicht innerhalb kürzester Zeit an die Belastungsgrenze führt, wenn wir in der Bildung mit Ländern wie den USA, China, Südkorea oder Japan konkurrenzfähig bleiben wollen. Bis dahin sehen wir den Einsatz von qualifizierten Quereinsteigern als Notbehelf als einziges Mittel der Wahl. Diese müssen jedoch vom ersten Tag an geschult werden, um pädagogisch fit für den Schuldienst zu sein, und nicht wie in vielen Artikeln schon berichtet einfach allein gelassen werden.

FRAGE:
Welche Möglichkeiten sehen Sie, für Jugendliche bessere Kultur- und Freizeitangebote vorzuhalten, z. B. mehr Jugendclubs, Freizeittreffs oder öffentliche Badestellen?

ANTWORT:

Da der Posten „Soziales“ bei finanzieller Not erfahrungsgemäß derjenige ist, bei dem zuerst der Rotstift angesetzt wird, muss hier auf das Engagement von Freiwilligen und Ehrenamtlern gesetzt werden. Für Jugendclubs können beispielsweise leerstehend Räumlichkeiten durch die Gemeinde zur Verfügung gestellt und der Betrieb in Selbstverwaltung gestaltet werden. Ergänzt möglicherwiese durch den Einsatz von Streetworkern. Die Ansprüche an die Verantwortlichen in der Selbstverwaltung dürfen nicht überhöht sein. Eine Jugendleitercard sollte hierfür als Voraussetzung genügen. Weiterhin sollten aber klare Regeln für Jugendtreffs gelten, wie die strikte Einhaltung des Jugendschutzes und beispielsweise eine Altersobergrenze für die Besucher.
Das Ehrenamt in der Gemeinde ist entsprechend zu würdigen. Ohne das Engagement und den Fleiß der freiwilligen Helfer wird es nämlich auch in Zukunft nicht gehen. Wertschätzung und Anerkennung ist ebenso wichtig wie finanzielle Vorteile in dem einen oder anderen Bereich. Hier gibt es u.a. auch die Ehrenamtsstiftung des Landes, die sicher zusätzlich zur Gemeinde unterstützen kann. Hier dürfen sich die ortsansässigen Vereine und Ehrenämtler nicht zu schade sein, die Angebote zu nutzen. Die Gemeinden können hier moralisch unterstützen und motivieren bzw. selbst dafür sorgen, dass Ehrenämtler von den Angeboten profitieren können.
Bei öffentlichen Badestätten sehen wir ganz klar das Land und die Kommunen in der Pflicht. Seit Jahren wächst der Anteil von Kindern, die keinen regulären Schwimmunterricht mehr haben, weil immer mehr Schwimmbäder geschlossen wurden. Damit einher gehen auch immer mehr Badeunfälle mit teils tödlichem Ausgang. Hier ist die Politik gefragt! Es führt kein Weg daran vorbei, dafür Sorge zu tragen, dass in zumutbarer Nähe einer Schule ein Schwimmbad vorhanden ist, das nicht allein dem Freizeitspaß dient, sondern auch den Schwimmunterricht ermöglicht. Des Weiteren ist das Land mit seiner touristischen Nutzung der Küsten auf Ehrenamtler beispielsweise der DLRG angewiesen. Der Grundstein für eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer beginnt allerdings auch wieder vor Ort in den Kommunen mit dem Ablegen der verschiedenen Schwimmabzeichen.